Sonntag, 25. August 2013

Das Leben als Pflegestelle

Heute ist bei mir fauler Sonntag angesagt, denn so ein Katerleben ist ja schließlich auch kein Zuckerschlecken.... Ich überlasse deshalb jetzt mal meiner Mama die Tastatur, die meint nämlich, ich hab das mit den anderen Katzen, die hier immer auftauchen und wieder verschwinden, nicht gut erklärt. (Das könnte dran liegen, dass ich das gar nicht richtig verstehe...hallo?!)

Wall-E liegt auf meinem Schoß und schläft. Als ich ihn ganz vorsichtig streichele, wird er wach und fängt wie immer an, meine Finger abwechselnd zu putzen und dran zu knabbern – das ist seine ganz eigene Art, seine Liebe auszudrücken. Nächtliches Anschleichen und sorgfältiges Abschlecken des ganzen Gesichts gehört ebenso selbstverständlich dazu.  Daher stammt dann auch sein Name: Wall-E, ehemals Findus, haben wir nach dem kleinen Roboter aus dem Disney-Film benannt, wegen des Untertitels „Der Letzte räumt die Erde auf“, denn unser eigener kleiner Wall-E putzt für sein Leben gern. Am liebsten meinen Freund und mich, aber auch jeden Besuch.



„Wie schaffst Du das bloß?“ Seit ich mich dazu entschieden habe Pflegestelle zu werden, ist das wohl die Frage, die ich am häufigsten höre, wenn ich davon erzähle. Die Leute können nicht verstehen, wie man es schafft, sich wieder von den Katzen zu trennen, um die man sich wochen-, manchmal monatelang kümmert. Meine Antwort darauf? „Ich weiß es selber nicht.“ 
Es ist dieser schmale Grat zwischen genug Distanz und trotzdem genug Anteilnahme, den man versuchen muss zu halten. Über die Zeit wachsen einem mit Sicherheit einige Katzen mehr ans Herz und andere weniger, aber am Ende freut man sich doch über jede Miez, die eine tolle neue Familie gefunden hat und ebenso freut man sich für die Menschen, denen eben DIESE eine spezielle Katze dieses glückliche Leuchten in die Augen zaubert, wenn sie das erste Mal ihr Köpfchen am Bein reibt, sich das erste Mal schnurrend im Bett breitmacht oder auch nur das erste Mal ruhig sitzenbleibt, ohne wegzulaufen wenn man das Zimmer betritt.

Ich habe mich für die Pflegestelle entschieden, als vor drei Jahren nach der Trennung von meinem Freund unsere zwei Kater bei ihm geblieben sind und ich mich noch nicht wieder komplett auf zwei „eigene“ Katzen einlassen konnte und wollte. Das Thema Pflegestelle fand ich schon immer reizvoll, weil man dabei die Möglichkeit hat, etwas Gutes zu tun, dabei zu helfen, einem schüchternen Kätzchen die Angst zu nehmen, einem verstörten Stubentiger den Glauben an die Menschen zurückzugeben oder auch einfach einer Samtpfote das Warten auf ein neues Zuhause zu erleichtern. Es ist wahnsinnig interessant, dabei immer und immer neue Katzen kennenzulernen, immer wieder neue Macken und einmalige Charaktere zu entdecken. 

Aber ganz ehrlich? Ich bin trotzdem jedes Mal froh, je schneller es geht. Denn welcher Katzenliebhaber kann sich schon auf Dauer dem Charme des geliebten Tigers entziehen, ohne ihn allzu sehr ins Herz zu schließen? 
Aber auch das macht doch letztendlich den Reiz aus. Die Möglichkeit, die Chance, den Kater oder die Katze zu finden, die für einen bestimmt sind. So wie bei Wall-E und mir – schon nach 3 Tagen wusste ich, dass der einäugige Pirat nicht wieder ausziehen würde. Mit jedem Blick in sein eines riesengroßes Kullerauge und jedem sanften Knabbern an meinen Fingern, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Und dann rollt Wall-E sich wieder zufrieden auf meinem Schoß zusammen und schläft schnurrend weiter.

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